Emilio Isgrò Biografie

Emilio Isgrò ist ein multidisziplinärer italienischer Künstler, geboren am 6. Oktober 1937 in Barcellona Pozzo di Gotto, Sizilien. Bekannt für seine einzigartige künstlerische Sprache der "cancellatura", hat Isgrò einen bedeutenden Eindruck in der italienischen und internationalen Kunstszene zwischen dem 20. und 21. Jahrhundert hinterlassen. Neben seiner Tätigkeit als Konzeptkünstler und Maler ist er auch Dichter, Schriftsteller, Dramatiker und Regisseur. Die Anfänge von Emilio Isgrò gehen auf das Jahr 1956 zurück, als er seine erste Gedichtsammlung mit dem Titel "Fiere del Sud" veröffentlichte. Schon in dieser Zeit zeigt er eine Vorliebe dafür, traditionelle künstlerische Konventionen zu experimentieren und zu unterwandern. 1964 realisiert er seine ersten Durchstreichungen auf Enzyklopädien und Büchern und trägt so zur Entstehung und Entwicklung der visuellen Poesie und der konzeptuellen Kunst bei. Nach seinem Aufenthalt in Venedig als Verantwortlicher für die Kulturseiten des Gazzettino von 1960 bis 1967 zieht Isgrò nach Mailand, wo er noch heute lebt und arbeitet. In den folgenden Jahren nimmt seine künstlerische Karriere eine bedeutende Wendung. 1966 hält er seine erste Einzelausstellung in der Galleria 1+1 in Padua ab und veröffentlicht die Dichiarazione 1, in der er seine Auffassung von Poesie als "allgemeine Kunst des Zeichens" definiert. Er stellt in wichtigen Mailänder Galerien wie der Galleria Apollinaire, der Galleria del Naviglio und der Galleria Schwarz aus.
Ab den 1970er Jahren erhält Emilio Isgrò immer bedeutendere Anerkennungen. 1972 wird er zur Biennale von Venedig eingeladen, wo er auch in den Folgejahren 1978, 1986 und 1993 ausstellt. Er nimmt an der Ausstellung Contemporanea 1973 in Rom teil und gewinnt 1977 den ersten Preis auf der Biennale d'Arte di San Paolo del Brasile. Im selben Jahr veröffentlicht er den Roman "Marta de Rogatiis Johnson" bei Feltrinelli.
Isgrò ist bekannt für seine Installationen und monumentalen Werke. 1979 präsentiert er die Installation "Chopin" für 15 Klaviere in der Rotonda della Besana in Mailand, die 2001 von der amerikanischen Pianistin Ophra Yerushalmi in der Guild Hall in East Hampton, USA, wieder aufgegriffen wird. 1982 stellt er "Gibella del Martirio" und "San Rocco legge la lista dei miracoli e degli orrori a Gibellina" dar. Im Dreijahreszeitraum 1983-1985 veröffentlicht er die sizilianische Trilogie "L'Orestea di Gibellina".
Die Werke von Emilio Isgrò zeichnen sich durch die Verwendung von Durchstreichungen aus, eine Geste des Überschreibens oder Abdeckens, die das Konzept der Löschung als kreativen Akt hervorhebt. Durch das Durchstreichen von Wörtern, Sätzen oder Bildern erforscht Isgrò Themen wie Erinnerung, Vergessen, Macht und Zensur. Seine Werke besitzen eine tiefgründige konzeptuelle Dimension und laden die Betrachter ein, über die Bedeutung der Worte und ihre Macht, die Gesellschaft zu beeinflussen, nachzudenken.
Im Laufe seiner Karriere hat Emilio Isgrò zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen in bedeutenden nationalen und internationalen Kunstinstitutionen abgehalten. 2001 wurde ihm eine umfangreiche Retrospektive in der Stadt Palermo gewidmet, und 2013 richtete die Galleria Nazionale di Arte Moderna in Rom eine bedeutende Retrospektive mit dem Titel "Modello Italia" aus. 2019 förderte die Fondazione Giorgio Cini in Venedig eine wichtige Retrospektive über Isgrò, kuratiert vom Kritiker Germano Celant. Emilio Isgrò erhielt im Laufe seiner Karriere zahlreiche Auszeichnungen und Preise. 2018 wurde er von der Stadt Mailand mit dem Ambrogino d'oro geehrt. Seine Werke sind in bedeutenden öffentlichen und privaten Sammlungen vertreten, darunter das Centre George Pompidou in Paris und die Galleria degli Uffizi in Florenz. Emilio Isgrò hat wesentlich zur Entwicklung der konzeptuellen und visuellen Kunst in Italien und weltweit beigetragen. Seine künstlerische Forschung, geprägt von der Durchstreichung als kreativem Akt, hat Generationen von Künstlern beeinflusst und ist weiterhin Gegenstand von Studium und Bewunderung im Kontext der zeitgenössischen Kunst.