Michel Seuphor, geboren in Antwerpen am 10. März 1901 als Ferdinand Louis Berckelaers, nahm 1917 das Pseudonym Michel Seuphor an - ein Anagramm von Orpheus. Michel Seuphor war ein vielseitiger Künstler: Kunstkritiker, Kunsthistoriker, Maler, Dichter und Schriftsteller. Seine Karriere zeichnet sich durch einen tiefen Beitrag zur Kunstgeschichte aus.
Im Jahr 1921, im Alter von nur zwanzig Jahren, gründet er die avantgardistische Zeitschrift "Het Overzicht" in seiner Heimatstadt. Dies ist der erste Schritt auf seinem Weg in die europäische Avantgarde. Zwischen 1922 und 1925 reist er zwischen Berlin, Rom, Amsterdam und Paris und kommt in Kontakt mit den Pionieren künstlerischer Bewegungen wie dem Kubismus, Dadaismus, Futurismus, Konstruktivismus und Neoplastizismus. Er arbeitet mit renommierten Künstlern wie Robert und Sonia Delaunay, Piet Mondrian, Fernand Léger, Jean Arp und Sophie Taeuber-Arp zusammen.
1925 lässt er sich endgültig in Paris nieder. Die Stadt wird zur Basis, von der aus er zahlreiche künstlerische Initiativen startet. 1930 gründet er zusammen mit Joaquín Torres García die Bewegung Cercle et Carré. Diese Gruppe, unter dem Einfluss der De Stijl-Strömung und mit der Beteiligung von Künstlern wie Mondrian, Léger, Schwitters, Kandinsky, Le Corbusier, versammelt Vertreter des europäischen Abstraktionismus. Michel Seuphor ist auch der Direktor der Gruppenzeitung und trägt wesentlich zur Verbreitung der abstrakten Kunst bei.
Die Arbeit von Michel Seuphor als Künstler ist durch den ausschließlichen Gebrauch von Papier, Zeichnungen mit Feder und indischer Tinte gekennzeichnet. Er schafft abstrakte Formen durch die Verwendung von eng beieinander liegenden parallelen Linien und spielt mit Licht- und Dunkelkontrasten, um innere Wahrheiten zu evozieren.
1931 entfernt sich Michel Seuphor vorübergehend aus gesundheitlichen Gründen von Paris, kehrt jedoch 1938 zurück. In dieser Zeit organisiert er wichtige Ausstellungen wie "Les Premiers Maîtres de l'Art Abstrait" im Jahr 1949, "50 ans d'Art Abstrait" im Jahr 1958 und "Construction and Geometry Painting" im Jahr 1959. Insbesondere kuratiert er 1959 eine große Retrospektive über Mondrian im Musée de l'Orangerie.
1954 erwirbt Michel Seuphor die französische Staatsbürgerschaft. Von diesem Moment an konzentriert sich seine Aufmerksamkeit stärker auf die Kunstgeschichte, insbesondere auf die abstrakte Kunst des 20. Jahrhunderts. Er verfasst grundlegende Texte wie "L'Art abstrait, ses origines, ses premiers maîtres" (1949), das "Dictionnaire de la Peinture abstraite" (1957) und "Sculpture de ce siècle" (1959). Ab 1971 beginnt er mit der Veröffentlichung einer fünf Bände umfassenden Geschichte der abstrakten Kunst und festigt damit seine Rolle als Kunsthistoriker und Theoretiker."
Michel Seuphor stirbt am 12. Februar 1999 in Paris und hinterlässt ein immenses Erbe in der Kunstwelt, insbesondere in der abstrakten Kunst, durch seine Kunst, seine Veröffentlichungen und seine Zusammenarbeit mit anderen großen Künstlern seiner Zeit.
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